Wir leben hier in einem kleinen Dorf im Herzen der Alpen Österreichs. Die Rosanna ist sozusagen unser Hausfluss. Ein steiler alpiner Fluss, der für kontinuierliches Wildwasser bekannt ist und 5 verschiedene Strecken zum Paddeln bietet. Nachdem wir nun schon 17 Jahre neben diesem Fluss leben dürfen, haben wir die Rosanna recht gut kennengelernt. Sei es bei privaten Fahrten oder beim Unterrichten oder Führungsfahrten wann immer es der Wasserstand zulässt. Seit wir die einzige Kajakschule in dieser Region hier gegründet haben, war es uns ein Anliegen, mit Hilfe der Gemeinden und dem Tourismusverband, die Rosanna für alle Kajaker leichter zugänglich zu machen und mehr Informationen über den Fluss und die Region weiter zu geben. Ebenso sollten mehr Kehrwässer den Fluss sicherer machen. Natürlich kann dies alles nicht einfach von heute auf morgen geschehen, aber wir sind mittendrin und es wird den vollständigen Flussführer mit Infotafel usw. geben. In der Zwischenzeit wollen wir schon mal mit dem Kajakführer für die Standardstrecke der Rosanna einen Anfang machen. Die restlichen Strecken werden noch folgen.
Da es sich um einen Wildfluss handelt, muss man sich natürlich selbst vor Ort noch vergewissern, ob eine Befahrung für einen und die Gruppe möglich ist und alle Gruppenmitglieder sowohl die notwendige Paddeltechnik beherrschen und auch die passende Ausrüstung mitführen / anhaben!
St. Anton am Arlberg
An der westlichen Grenze des Bundeslandes Tirol gelegen, ist St.Anton für seine schneereichen Winter und steilen Tiefschneeabfahrten bekannt. Verschiedenste Ski- und Snowboardmagazine auf der ganzen Welt zeigen laufend Bilder vom tief verschneiten, weltbekannten Tourismusort St.Anton. Im Sommer allerdings wird es etwas ruhiger und das Leben verläuft gemächlicher. Für die Rosanna trifft dies aber nicht zu. Hier verwandeln nun die winterlichen Schneemassen den Fluss zu einem grossartigen Wildwasserfluss für Kajaker verschiedenster Könnerstufen. Wer die Berge liebt und auch einmal ein Abenteuer auf dem Trockenen sucht wird hier beim Wandern, Bergsteigen, Klettern oder Mountainbiken ebenso fündig! Doch auch zum Entspannen und Zurück-Lehnen finden sich verschiedenste Cafes und Restaurants, wo man sich mit traditionellen und internationalen Gerichten und Getränken wieder stärken kann. Die reine Luft, die einmalige Aussicht und die Herzlichkeit der Bewohner vervollständigen das Erlebnis St.Anton noch.
Die Rosonna
Die Rosanna entspringt aus den Seen unterhalb der Fädnerspitze auf ca. 2600m Seehöhe. Sie schneidet sich einen Weg durch die Berge der Verwallgruppe mit Gipfeln bis über 3000m südwestlich von St.Anton gelegen. Ihr Weg führt sie dann durch das Stanzertal, bevor sie sich mit der Trisanna vereint und somit die Sanna bildet - den kürzesten Fluss der Alpen.
Auf der Rosanna findet man 5 unterschiedliche Streckenabschnitte, welche von Wildwasser 2 bis 5 (und teilweise darüber) reichen.
Der erste befahrbare Abschnitt, die “Obere Rosanna”, liegt flussaufwärts vom Verwallsee. Ein steiler Wildwasserbach mit verschiedensten Stufen und Rutschen, der an die Klassiker Korsikas erinnert.
Unterhalb vom Verwallsee befindet sich die “Rosanna-Schlucht”. Ein Sturzbach mit hohem Gefälle, der wie eine Expedition geplant und gepaddelt werden sollte. Steve, John und Andy gelang vor ein paar Jahren die Erstbefahrung der Rosannaschlucht.
Von St.Anton bis zum Sägewerk in St.Jakob, dem oberen Abschnitt der Standardstrecke, ist die Rosanna ein schneller Alpenfluss mit dem Schwierigkeitsgrad 3. Es gibt nur wenige Kehrwässer und bei der ersten Befahrung kommt einem der Fluss meist schwieriger vor, als er ist. Dies liegt vor allem auch am kontinuierlichen Wildwasser.
Am unteren Abschnitt der Standardstrecke vom Sägewerk bis zum Ausstieg bei Schnann, geht es etwas ruhiger weiter, als oberhalb. Hier gehen die Schwierigkeiten nun auf fast überall auf Wildwasser 2 zurück, aber der Fluss fliesst noch immer sehr schnell. Seit den Murenabgängen von 2017 und 2018 findet man zwischen Pettneu und Schnann nun mehr Kehrwässer, welche es leichter machen, einem Schwimmer zu helfen bzw. einfach einmal anzuhalten, zu verschnaufen und die Landschaft zu geniessen.
In Flirsch wurde eine Staumauer errichtet, von wo das Wasser durch einen Tunnel ins neue Kraftwerk bei Strengen abgeleitet wird. Dieses steht genau beim Ausstieg für die “Wolfsschlucht”, welche allerdings noch für Kajaker gesperrt ist. Auf Grund der Gefahr von Muren und Erdrutschen in Strengen, wird dieser Abschnitt auch noch länger gesperrt bleiben!
Nachdem die Standardstrecke der Rosanna die meisten Kajaker sieht, haben wir hier eine kurze Beschreibung mit den wichtigsten Informationen zusammen geschrieben:
Standardstrecke St.Anton - St.Jakob
Einstieg: alte Rendl-Talstation
Ausstieg: unterhalb vom Sägewerk bei St.Jakob
Schwierigkeitsgrad: kontinuierliches Wildwasser 3
Gefälle: ca. 16.25m/1Km (65m auf 4km) 1295-1230
Dauer: 40 Minuten
Länge: 4km
Pegel: 210cm ist das Minimum für diesen Abschnitt
Saison: Mai bis Anfang Juli. Dann nach stärkeren Regenfällen. Bei einem sehr guten Winter dauert die Schneeschmelze auch etwas länger.
Logistik: beim Einstieg in St.Anton findet man genügend Parkmöglichkeiten bei der alten Rendl-Talstation. Wenn man St.Anton Richtung Westen verlässt, biegt man nach dem Kreisverkehr nach ca 300m Links ab, wo es hinunter direkt zum Parkplatz geht.
Wenn man nur den oberen Abschnitt fährt, kann man auch beim Sägewerk aussteigen. Gleich nach dem M-Preis und der Tankstelle gibt es eine Abzweigung rechst. Hier bitte so parken, dass die Durchfahrt in alle Richtungen frei bleibt! Besser lässt man hier nur ein Fahrzeug, damit auch noch Platz für andere bleibt.
Beschreibung: Als erstes muss man sich den Einstieg planen. Durch ein kleines Wasserkraftwerk auf der linken Seite wurden die Steine rechts etwas ungünstig verschoben. Ab 2021 sollte hier Fluss rechts wieder eine anständige Durchfahrt mit kleinem Kehrwasser entstehen.
Wir steigen hier einzeln ein und treffen uns nochmal im Kehrwasser links, bevor wir unter der Skibrücke durchpaddeln. Es geht von Start gleich schnell und ohne Aufwärmstrecke los! Das Gefälle nimmt gleich zu und auch die Hindernisse kommen Schlag auf Schlag. Walzen und Wellen sollten gerade und mit Schwung durchpaddelt werden.
Die Stromschnelle unter der Strassenbrücke fährt man am besten links. Direkt unter der Brücke wird es einen Moment recht dunkel und schwer zu sehen. Sobald man wieder ins Licht paddelt, geht es immer noch schnell weiter, allerdings nicht mehr so steil und es gibt auf der Fahrt am Dorf vorbei ein paar kleine Kehrwässer.
Nachdem man unter der schönen traditionellen Holzbrücke durch ist, nimmt das Gefälle weiter ab und man hat Zeit etwas zu verschnaufen. Man sieht das östliche Dorfende mit dem grossen Parkplatz und der Bäckerei. Diese Markierungspunkte sagen einem, dass in den nächsten 300m Gefälle und Schwierigkeiten wieder zunehmen. Hohe Bäume auf beiden Seiten geben einem das Gefühl, dass der Fluss schmäler wird. In einem grossen S gilt es erst ein paar Walzen auszuweichen, bevor es nach der zweite S-Biegung gerade auf die Strassenbrücke zugeht. Es ist eine gute Idee, dieses nächste Stück beim Umstellen der Autos vorher zu besichtigen, da hier nochmal eine der schwierigeren Stromschnellen folgt. Auch nachher muss man noch konzentriert bleiben, da entweder der Ausstieg für alle, welche nur diesen Abschnitt paddeln wollen folgt oder man das Wehr beim Sägewerk links Umtragen muss. Ca 200m nach der letzten Fußgängerbrücke gibt es rechts ein paar kleine Kehrwasser, wo man zum Umtragen aussteigen kann. Bei Hochwasser wurde das Wehr schon befahren, aber da sich die Steine immer wieder etwas verschieben, können Stahlpfeiler im Wehr eine grosse Gefahr darstellen. Wir raten von einer Befahrung unbedingt ab! Kurz nach dem Wehr kann man wieder einbooten und nach weiteren 300m kommt man zu einer Strassenbrücke - dem Ausstieg der Oberen bzw. Einstieg der Unteren Standardstrecke der Rosanna.
Gut zu wissen:
Am Besten in Kleingruppen paddeln. Wir bevorzugen 3-4 Kajaker in einer Gruppe. Dies gibt einem mehr Kontrolle über die Gruppe und man kann sich gegenseitig im Auge behalten. Es gibt nur wenige Kehrwässer, von welchen nur ein paar Platz für mehr als 1-2 Kajaker bieten.
Wer sich nicht sicher ist und etwas nervös, sollte erst die Untere Standardstrecke paddeln, um ein Gefühl für den Fluss zu bekommen. Man sieht der Rosanna ihre Geschwindigkeit nicht an!
Ebenso sollte man die Stromschnelle nach dem Grossen S unterhalb von St.Anton vorher besichtigen. Zwischen den 2 Strassenbrücken ist Fluss rechts ein Parkplatz und eine Forststrasse folgt dem Fluss von hier. Meist wird neben der Forststrasse Holz gelagert.
Im Frühling sollte man auf Holz im Fluss achten, gegen Saisonende über eventuelle Murenabgänge informieren.
Vergesst bitte nicht euren Müll mitzunehmen und etwas Geld in der Region zu lassen: einen Kaffee oder ein Bier trinken gehen! Somit werden Kajaker gern als Gäste gesehen und man sieht, dass Flüsse nicht nur zum Strom erzeugen da sind!
Falls einmal ein Kajak am Fluss verloren gehen sollte, bitte gleich die Polizei informieren! Ansonsten rückt gleich die Feuerwehr, Wasserrettung…. aus um einen in Not geratenen Kajaker zu suchen! Ausserdem können sie einen dann auch kontaktieren, falls dein Boot oder Paddel gefunden wird.
Standardstrecke St. Jakob - Schnann
Einstieg: unterhalb vom Sägewerk bei St.Jakob
Ausstieg: Holzlagerplatz bei Schnann
Schwierigkeit: kontinuierliches Wildwasser 2
Gefälle: ca 10.62m/1m (85m auf 8km) 1230-1145
Dauer: 1 Stunde
Länge: 8km
Pegel: 210cm ist das Minimum für diesen Abschnitt
Saison: Mai bis Anfang Juli. Dann nach stärkeren Regenfällen. Bei einem sehr guten Winter dauert die Schneeschmelze auch etwas länger.
Logistik: Der Einstieg befindet sich in St.Jakob in der Nähe vom Hotel Tirolerhof. In Richtung St.Anton biegt man ca 150m nach dem Hotel rechts ab und fährt unter der Bahnunterführung durch. Bei der Brücke kann man Fluss links parken. Hier ist für maximal 2 Autos Platz!
Zum Ausstieg folgt man der Bundesstrasse Richtung Schnann und fährt am Dorf vorbei. Ca 400m nachdem man über die Rosanna gefahren ist, geht links ein kleiner Weg hinunter und über eine Holzbrücke zum Ausstieg beim Holzlagerplatz. Bitte so parken, dass der Zugang zum Holz nicht verstellt wird. Je nach Wasserstand ist das Kehrwasser links nach der nächsten Brücke sehr klein oder man kann direkt auf der Schotterbank zwischen den 2 Brücken anlanden!
Beschreibung: Obwohl der Fluss hier nicht mehr so steil ist, wie im Oberen Abschnitt, finden auch hier Wildwasser 2-3 Kajaker eine interessante Strecke. Gleich 300m nach dem Einstieg ist direkt unter einer Brücke eine recht starke Welle, die man mit Schwung durchpaddeln muss. Wer sich das vorher noch anschauen möchte, kann beim Einstieg über die Brücke gehen und die paar Meter Fluss rechts am Weg hinunter spazieren und es sich anschauen. Sobald man aus der Welle auftaucht, heisst es die Linie zwischen den Steinen und kleinen Walzen finden. Die Schwierigkeiten nehmen dann langsam ab und man findet Zeit, die schöne Landschaft zu bestaunen. Es gibt zahlreiche kleine Kehrwässer, wo man sehr gut an seinem Timing und verschiedenen Paddelschlägen arbeiten kann. Man schafft sicher nicht jedes Kehrwasser, aber es genügend, um sich laufend zu verbessern. Am Ortsende von Pettneu bringt der steile Malfonbach nochmal etwas mehr Wasser. Ab hier hat es durch die Muren der letzten 4-5 Jahre immer wieder Veränderungen gegeben. Der Fluss bekommt wieder etwas mehr Gefälle. Mit Hilfe vom Wasserbauamt konnten wir ein paar Kehrwasser dazu bekommen und der Fluss sieht wieder etwas natürlicher aus, als der gerade Kanal vorher.
Nachdem in Schnann der Griesbach von links mündet, geht es in eine längere Stromschnelle direkt unter der Strassenbrücke in einer Linkskurve. Auch dieses Stück verändert sich laufend und kann für einen 2er Paddler vor allem bei mehr Wasser eine Herausforderung sein. Danach wird es langsam wider ruhiger, bevor man auch schon beim Ausstieg Fluss links ankommt. Der Fluss sieht zwar unterhalb vom Ausstieg nach interessantem Wildwasser 3 aus und ist sehr verlockend, aber hier darf man leider nicht mehr weiter paddeln!
Gut zu wissen:
Am Besten in Kleingruppen paddeln. Wir bevorzugen 3-4 Kajaker in einer Gruppe. Dies gibt einem mehr Kontrolle über die Gruppe und man kann sich gegenseitig im Auge behalten. Die meisten Kehrwässer sind klein und nur wenige bieten Platz für die ganze Gruppe. Nervoese Paddler sollten sich eventuell die erste starke Welle 300m unterhalb vom Einstieg vorher anschauen. Ebenso macht es Sinn die letzte Stufe bei Schnann vor der Fahrt zu Besichtigen.
Im Frühling sollte man auf Holz im Fluss achten, gegen Saisonende über eventuelle Murenabgänge informieren.
Vergesst bitte nicht euren Müll mitzunehmen und etwas Geld in der Region zu lassen: einen Kaffee oder ein Bier trinken gehen! Somit werden Kajaker gern als Gäste gesehen und man sieht, dass Flüsse nicht nur zum Strom erzeugen da sind!
Falls einmal ein Kajak am Fluss verloren gehen sollte, bitte gleich die Polizei informieren! Ansonsten rückt gleich die Feuerwehr, Wasserrettung…. aus um einen in Not geratenen Kajaker zu suchen! Ausserdem können sie einen dann auch kontaktieren, falls dein Boot oder Paddel gefunden wird.
Hier noch ein kurzes Video von der Standardstrecke der Rosanna nach einem starken Regenguss im Sommer.